Tsavo Ost - Rote Elefanten

Von unserer "Red Elephant Safari Lodge" sah ich am ersten Nachmittag eine Herde von vierzig bis sechzig der berühmten Roten Elefanten. Gefärbt von der Lateriterde des mit 11.747 Quadratkilometern größten Nationalparks Kenias. Die anderen, durch die hügelige Buschlandschaft streifenden Gruppen, meist Familienverbände, waren entschieden kleiner. Selim, der Fahrer, hielt immer sorgsam Abstand, wenn Herden mit wenigen Monaten alten Jungtieren den Weg überquerten. Gewöhnlich beobachtete uns die Leitkuh bis die Familie im Gebüsch auf der anderen Seite verschwunden war.

Bis Anfang der neunziger Jahre wurden die Elefanten im Tsavo von Wilderern gejagt. Erst jetzt haben die Herden die Scheu vor den Menschen wieder abgelegt. Am Rande des Parks hat Daphne Sheldrick ein Elefantenprojekt aufgebaut, in dem die Jungen getöteter Kühe aufgezogen und wieder ausgewildert werden. Bewegend die Geschichte von Emily, die im Alter von wenigen Wochen von Wildhütern gerettet wurde. Mit acht Jahren kam sie, geführt von einer älteren Kuh, zum ersten mal zurück in die Wildnis. Seit dem pendelt die inzwischen 13-Jährige: Emily holt immer wieder herangewachsene Jungelefanten aus der Station und übergibt sie der Obhut von Familien, denen sie sich für ein Leben in Freiheit anschließen können.

Der Tsavo hatte sich Mitte der kleinen Regenzeit mit Grün zu bedecken. Die Büsche und Wälder trugen Blätter, Nahrung für Elefanten, Giraffen und solchen Spezialisten wie den langhalsigen und selten zu sehenden Giraffenantilopen. Den wüstenartigen Steppengebieten hatte der Regen auch nicht den geringsten Hauch Grün gebracht - aber sie waren wie später die Steppen am Amboseli mit Zebraherden und Antilopen bevölkert.

Im Tsavo erlebten wir erstmals auch die abstrusen Situationen des Massentourismus in Afrikas Tierparadiesen. Ein Dutzend Safaribusse und Jeeps, zusammengerufen per Funk, versammelt um den Lagerplatz zweier halbwüchsiger Löwen. Nach kurzer Wartezeit erschien die Löwenmutter. Sie marschierte zwischen die kreuz und quer stehenden Fahrzeuge, aus jedem von Kompaktkameras angeblitzt.

Die Gleichgültigkeit, mit der das Tier auf die Versammlung reagierte, hatte etwas Beleidigendes für die Gattung Mensch. Sie machte sich nicht einmal die Mühe, an eines der Autos zu pinkeln. Wir existierten für die Löwin nicht.