Masai Mara - Karakal

Neben Harald Schwindl saß bei den Pirschfahrten in der Masai Mara ein schlanker junger Masai mit dem stammestypischen roten Umhang. Ein Mann mit äußerst sparsamen Bewegungen. Den 20 bis 30 Meter entfernt im trockenen Gras schleichenden Karakal signalisierte er mit leicht abgespreizten kleinen Finger seiner auf dem Oberschenkel liegenden linken Hand.
Als sich seine Entdeckung bestätigte, schien das für Schwindl eine Art Lottogewinn mit Zusatzzahl zu sein. In 15 Jahren Kenia hatte er bei seinen Touren noch nie einen Wüstenluchs gesehen. Ähnlich reagierten abends in der Lodge zwei Dauergäste: ein italienischer und ein australischer Tierfotograf, die seit Jahren immer wieder für Monate in der Masei Mara auf Fotojagd gehen. Karakals leben in Halbwüsten und in trockenen Steppen wie hier. Sie jagen Kleinsäuger, aber auch Vögel, die sie mit bis zu drei Metern hohen Sprüngen aus der Luft holen können.

Löwen haben wir natürlich in den vier Tagen Masai Mara auch gesehen. Meistens müde herumliegend. Eine vorbei laufende junge Löwin gähnte sogar beim gemächlichen Trab. Verblüfft hat mich mitten in der Steppe, weit weg von jedem Fluss, ein Nilpferd in einem schmalen Graben. Wie hatte das Tier in einem solchen Platz die Dürre überstehen können? Unser Masaiführer stieg vor jeder Gewässerüberquerung aus, räumte angeschwemmte große Äste aus dem Weg. Von dem Geländewagen, der dicht neben ihnen über die Steine im Flussbett holperte, ließ sich kein Tier stören, nicht der Hammerkopf, ein kurzbeiniger Storch, noch die Nilgänse mit ihren Jungen. Vermutlich sind sie alle auf das landestypische „pole, pole“, immer mit der Ruhe, eingeschworen. Ein Nimmersatt, ein anderer Storch, blieb sogar ungerührt auf seinem Jagdansitz im Wasser stehen, als eine Elefantenherde dicht neben ihm den Fluss überquerte

Nach der langen Trockenheit erholte sich die Masai Mara äußerst schnell. Die ganz großen Herden schlugen sich zwar noch jenseits des Mara Flusses in der Serengeti durchs Leben, aber immerhin galoppierte hin und wieder eine winzige Gruppe von zwei- oder dreihundert Gnus an uns vorbei. Dem Kenner Schwindl verdanke ich übrigens ein Notizbuch voller Namen fotografierter Vögel. Er hat alle gesehen und alle gezeigt – vom Dreifarben-Glanzstar bis zum Senegalkiebitz, vom Raubadler bis zum Säbelschnäbler.