Rückkehr der Wildnis

Ein Nationalpark soll der Natur die Chance zur Natur geben. Im Unteren Odertal hat sich der Mensch an wenigen Stellen schon völlig zurückgezogen.

Seit rund zehn Jahren findet beispielsweise im kleinsten Polder, dem von Staffelde, keine Bewirtschaftung mehr statt; das Wasser flutet nach eigenen Regeln - hier ist Wildnis zurückgekehrt. Ähnliche Anfänge sind in Bruchwäldern zu sehen, im Auenwald am Welsesee, in Teilen des Polders nahe Teerofen und im Gellmersdorfer Forst.

Die Rückkehr zur Wildnis braucht Zeit.

Im Biosphärenreservat Elbtalaue lässt Dr. Frank Neuschulz Auwälder anpflanzen, in der Hoffnung, dass die winzigen Bäumchen nach einer geplanten Deichrückverlegung und kräftigem Wachstum irgendwann als Auwälder funktionieren dürfen. Erste Erfolge, so sagt er, wären schon nach einem Jahrzehnt zu sehen. Aber er denkt bei dem Ziel "Natur Natur sein lassen" auch an Zeiträume, die gewöhnliche Vorstellungskraft übersteigen.

Manche Arten, das weiß man aus Urwäldern in Polen, werden seine Auwälder erst in 400 bis 500 Jahren besiedeln - wenn die jetzt gepflanzten Bäume abgestorben sind und die Stunde auf sie spezialisierter holzverzehrender Käferarten beginnt.