Vorfrühling an der Oder

Laut Kalender hatte der Frühling schon angefangen, als ich mich Ende März zwei Tage im Unteren Odertal umhertrieb und dann über Kostrzyn zurückfuhr.
Natürlich mit einem kleinen Abstecher zum polnischen Nationalpark Warthemündung.

Die Nasspolder zwischen Querdeich Stützkow und Teerofen standen noch unter Wasser. Im Schwedter Polder trieben sich einige Dutzend Singschwäne herum, gemeinsam mit Bläss-, Grau- und Saatgänsen. An einer Sandbank sah ich die hier höchst seltenen Weißwangengänse. Angefangen hatte der innere Frühling bei Lachmöwen, Graugänsen, Kranichen, Höckerschwänen, die zu Zweit das betrieben, was zur Paarbindung für eine lange Brut- und Aufzuchtszeit unerlässlich ist: Sie zeigten sich gegenseitig immer wieder, wir gehören zusammen. Kopulation und die vorher ablaufenden Rituale sah ich nur bei Höckerschwänen, die heftige Kämpfe um Brutplätze austrugen.

Im Nationalpark werden Mitte April, basierend auf eine Polizeiverordnung von 1931, die Schleusen zur Oder geöffnet und das Wasser aus den Poldern abgepumpt. Häufig zum Schaden von Vogelarten, die zu dieser Zeit ihre Brut begonnen haben und nun im Trocknen sitzen. Meistens verlieren sie ihre Gelege oder frisch geschlüpfte Küken, betroffen waren in den letzten Jahren so seltene Vögel wie Trauersee-, Weißbart- und Weißflügelseeschwalben.

Das energieintensive, vom Land bezahlte teure Abpumpen soll nach dem Willen der meisten Naturschützer möglichst bald eingestellt werden, das aber geht nur in Übereinstimmung mit den Bauern. Im Polder 10 bei Teerofen, in dem Wachtelkönige und die letzten Seggenrohrsänger brüten sollen alle dort wirtschaftenden Bauern bereits ihren Verzicht aufs Abpumpen schriftlich erklärt haben.

Künftig soll in den Poldern 10 und A/B frühestens Mitte Mai abgepumpt werden. Heißt künftig ab Mai 2011?