Trockener Sommer im Hochmoor

Angefangen hatte der Sommer 2006 im Plagefenn wie ein ganz normaler Sommer: im Hochmoor blühte der betäubend riechende Sumpfporst und das Wollgras, das Schmalblättrige und das in Horsten wachsende Scheidige Wollgras. Umgeben von schlanken Birken, vor Schilfgürteln, dazwischen dünne Kiefern, oft schon abgestorben.

An einer Stelle zwischen den Moorbirken die winzigen, selten größer als Arm langen Nachkommen einer Zwergbirke. Forstmeister Dr. Max Kienitz hatte sie 1903 aus Neulinum in Westpreußen ins Plagefenn gebracht. Ein hier längst ausgestorbenes Eiszeitgewächs, das seiner Natur nach durchaus in diese Endmoränen-Landschaft passt. Ich weiß, solche Eingriffe gehören sich nicht. Aber mit der Weisheit von 2006 hundert Jahre zurück mit Steinen werfen? Das hätte Kienitz nicht verdient. Gesehen habe ich fast alles an spezialisierten Gewächsen im Torfmoos: Rundblättriger Sonnentau, Moosbeere, Rosmarienheide . . .

Als erstes trockneten die Erlenbrüche allmählich aus, gefolgt vom schmalen, dem Hochmoor vorgelagerten Erlensumpf. Und dann verlor das Torfmoos immer mehr an Substanz, wie ein langsam ausgedrückter Schwamm.

Den Libellen wollte ich in dieser empfindlichen Welt nicht nachjagen, eine freundliche schwarze Heidelibelle ließ sich auf den Ast einer Moorbirke vor meiner Nase nieder. Die größte Rarität, der ich begegnete war ein reifes Spinnenweibchen mit Eikokon aus der Familie der Jagdspinnen (Pisauridae), Gattung Dolomedes spec., wie mir Spezialisten mitteilten. Da sie das Tier nicht unter der Lupe hin und her wenden konnten, bleibt die Frage offen, ob sie zur Art D. fimbriatus oder D. plantarius (Rote Liste 3 oder 1) gehört.