Storchenpost

Auf einer dieser hier gezeigten Storchen-Postkarten - alle aus der Zeit zwischen 1900 und 1920 - hatte die Absenderin außer der Adresse

Albert N.
Invalidenstraße 108
Hier N
,

nur noch

"Üb immer Treu und Redlichkeit"

geschrieben.

Keine Ahnung, was die Dame da gemeint haben könnte. Eine Bitte, eine Warnung, eine Drohung bevor es ernst werden durfte? Hatte sie vom Empfänger der Karte möglicherweise empfangen? Wollte sich Albert drücken?

Wie, wann und weshalb der Storch zu seiner Rolle als Babybeschaffer, Liebesanbahner etc. gekommen ist, das wäre ein Thema für sich. In allen deutschen Landschaften wurde er um Mitarbeit gebeten, wenn auch nicht immer auf die feine Art. In "Klapperstorch, du Luder, brink mich en klenen Bruder" hat Matthias Claudius (1740 - 1815) beispielsweise mitgeteilt, wie dann ein solcher Wunsch erfüllt wurde:

"Der Storch bringt nun ein Brüderlein-/ Er kommt damit ins Fenster herein/ Und beißt Mama ein Loch ins Bein,/Das ist so seine Art . . ."

Die große Zeit der deutschen Storchen-Postkarten lag zwischen 1890 und 1930, offenbar ein Nachtrab des prüden 19. Jahrhunderts, in dem der Storch besonders populär war, weil man mit ihm so schön die Geheimnisse des Lebens erklären konnte.

Die Postkarten stammen aus meiner Sammlung, zu der ich gern noch dazukaufen würde. Ich bitte um Angebote.