Geschafft

Als ich die fünf das erste Mal fotografierte, war der jüngste gerade zwei Tage vorher geschlüpft. Die Nestgeschwister, das konnte ich sehen, waren etwa drei bis sechs Tage älter, also weitaus kräftiger und durchsetzungsfähiger bei der Schlacht um die abgeladene Nahrung.

Aus purer Neugier bin ich in den nächsten Wochen noch dreimal bei Izabella Engel aufs Dach mit dem Logenplatz gestiegen. In meinen aktiveren Jahren als Storchenfotograf hatte ich mehrfach ähnliche Altersunterschiede gesehen und wusste, mit welcher Energie solche Winzlinge ums Überleben kämpfen können. Dennoch war es faszinierend zu beobachten, wie der kleine Knopf mal für mal mehr von dem Rückstand aufgeholt hatte. Schwerstarbeit für die Alten, auch wenn sie mit den Feuchtwiesen des Nationalparks ein Schlaraffenland vor dem Schnabel hatten.

Die Familie mußte mehrfach brenzlige Situationen überstehen. Bei meiner 2. und 3. Tour zu den Fünf zählte ich auf den nassen Wiesen unterhalb des Deiches häufig große Gruppen von Nichtbrütern, geschätzt zwischen 40 und 150 Störche. Zu den Späßen halbstarker Singles gehören Angriffe auf besetzte Nester. Oft genug werden dabei Eier hinausgeworfen oder Jungstörche getötet. Einer der Altstörche hielt sich in dieser Zeit immer in Horstnähe auf. Wenn fremde Störche die magische Zone um seine Jungen verletzten, stieg er auf und verjagte die Eindringlinge.

Schlimm hätte auch der Besuch von zwei Seeadlern ausgehen können. Die ausgewachsenen Adler, erkennbar am gelben Schnabel, drehten mehrere Runden über dem Nest mit den Jungen. Sie verzogen sich erst, als ein Altstorch im Nest landete und mit aufgestelltem Gefieder seine Kampfbereitschaft zeigte.

Fünf Junge in diesem Jahr, vier wuchsen 2007 neben der Slonsker Pumpstation auf. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Isa Engel, die stolze Besitzerin des fruchtbaren Nestes, betreibt ein kleines Naturreisebüro, führt durch den Nationalpark und verleiht Kanus für Bootstouren. Kontakt: hoopoe@hoopoe.com.pl